Abt Otker vom Benediktinerstift St. Lambrecht sandte im Jahre 1157 einen Mönch namens Magnus in die Mariazeller Gegend, die zum Besitz des Klosters gehörte. Jener Mönch sollte die Seelsorge der dort lebenden Menschen übernehmen. Mit Erlaubnis des Abtes durfte er seine aus Lindenholz geschnitzte Marienstatue auf die weite Reise mitnehmen.
Am Abend des 21. Dezember versperrte ihm nahe des Zieles ein Felsblock den Weg. Magnus wandte sich Hilfe suchend an die Muttergottes, worauf sich der Felsen spaltete und den Weg freigab. Am Ziel angekommen, stellte der Mönch die Statue auf einen Baumstrunk und begann eine "Zelle" zu bauen, die als Kapelle und gleichzeitig als Unterkunft für ihn selbst diente. Maria in der Zelle gab dem Ort seinen Namen.
Die Marienstatue wurde zum berühmten Gnadenbild, das noch heute als Magna Mater Austriae, als große Mutter Österreichs, verehrt wird.
Die Gnadenkapelle steht noch heute an der ursprünglichen Stelle der Gründung. Sie wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgestaltet und zeigt sich als zentrales barockes Bauwerk innerhalb der Basilika. Der heutige trapezförmige Grundriss stammt von 1690. Ältere Teile aus dem 14. Jahrhundert wurden in diesen Bau integriert. Im Jahre 1756 stifteten Kaiser Franz I. und Kaiserin Maria Theresia anlässlich des 600-jährigen Bestehens der Wallfahrtskirche das wertvolle Silbergitter. An den Seiten befinden sich die Initialen des Kaiserpaares, das Kaiserwappen mit der deutschen Reichskrone sowie das ungarische Wappen. Die Inschrift unter dem Doppeladler verweist auf ein früheres, von Kaiser Leopold I. gestiftetes Gitter. Auf den Dreiviertelsäulen an der Außenseite stehen unter gotischen Baldachinen die Statuen des Heiligen Benedikt und des Heiligen Lambert, der beiden Patrone der Benediktinerabtei St. Lambrecht. Bewegte Statuen des Heiligen Josef sowie der Eltern Mariens - Joachim und Anna - bekrönen die Gnadenkapelle.
Die Wallfahrtsbasilika ist zugleich auch Pfarrkirche. In den Monaten der jährlichen Wallfahrtssaison Mai-Oktober steht der Pfarrgemeinde auch der Große Pfarrsaal im Inneren des Pfarrhofes zur Verfügung, in dem die sonntäglichen Gottesdienste gefeiert werden.
Seit mehr als 850 Jahren wird in Mariazell das Evangelium verkündet, und die Menschen nehmen dieses gute Wort mit hinein in den Pilgerweg ihres Lebens. Seit Jahrhunderten wird hier mehrmals täglich die Heilige Messe gefeiert und die Wallfahrer erahnen und vertrauen, dass die Einheit mit Christus im eucharistischen Brot ihr Leben verwandeln und Gestalt geben kann. Hier wird geweint und gelacht, Tränen der Hoffnung, der Sehnsucht und der Bedrückung lassen erahnen, dass die Menschen einfach erfahren dürfen: Hier sind alle ganz nahe bei Maria, bei ihrem Sohn Jesus Christus, beim allmächtigen und barmherzigen Vater; hier bist du angenommen ohne Wenn und Aber! Das ist auch das eigentliche Wunder eines Gnadenortes, wo die Menschen offen sind für die göttliche Transzendenz und spüren, dass Himmel und Erde einander berühren.